Date: prev next · Thread: first prev next last
2011 Archives by date, by thread · List index


Hallo @ll,

vielen Dank für die bisherigen Beiträge - positiver wie kritischer Art - zu meinem Vorschlag.

Da diese Beiträge sehr vielfältig sind, versuche ich mal, Entscheidendes zusammenzufassen und noch ein bisschen für meine Idee zu werben ;-)

< letztlich sehr lang geworden, wer mag, kann die Zusammenfassung überspringen -> vgl. u.: "Fazit" >

Aus meiner Sicht gibt es im wesentlichen drei Punkte, die bisher diskutiert wurden:

1. Wer sind die End-Nutzer? Wie sind sie erreichbar (sind sie es überhaupt)? Was können sie (nicht)?

2. Wer vertritt die End-Nutzer? Ist das überhaupt möglich, sinnvoll, notwendig? Welche Rolle haben oder hätten sie? Wie ginge das mit der Organisation und Arbeit einer solchen Vertretung?

3. Worum kann es inhaltlich bei der Mitwirkung der End-Nutzer gehen? Wie könnte das Verhältnis zu anderen Beteiligten, insbesondere den Entwicklern, gestaltet werden?


zu 1. Wer sind die End-Nutzer? usw.:

Florian R. schrieb, dass "alle Zielgruppen" berücksichtigt werden sollten, darunter auch
- Schüler (bis Matura | Abitur)
- Studenten
- (Entschuldigung für das Wort) Notorische Computerverweigerer "Wenn es einfach ist, dann gut!" - Ältere, die sich nicht mit Computern auskennen ca. 60+ (Entschuldigung, wenn ich euch damit beleidige, wenn ihr in diese Gruppe fällt)
- ...

Durch diese Liste (die ja beliebig erweiterbar wäre) werden natürlich Probleme einer potentiellen Nutzervertretung offensichtlich, die ebenfalls schon angesprochen wurden: - Sind (diese) End-Nutzer überhaupt erreichbar/ansprechbar? ("Und ganz nebenbei, wie willst du die Benutzer erreichen die auch jetzt keine der Möglichkeiten des Kontakts wahrnehmen." Michael M.) - Würden sie sich einer Mitwirkung nicht verweigern ("Konsumhaltung") oder ihr mit Unverständnis begegnen?
- Können (solche) Nutzer überhaupt sinnvolle Beiträge leisten?

zu 2.:  Wer vertritt die End-Nutzer? usw.

Abgesehen von der prinzipiellen Frage, welche Rolle die Wahrnehmung und Beachtung von End-Nutzern für ein F/OSS-Projekt überhaupt spielt (vgl. unten), gab es mehrere Stellungnahmen (Bernhard, André, teilweise auch Michael M.(?)) die für eine indirekte Vertretung der Endnutzer plädieren bzw. diese bereits sehen, wenn auch nicht mit hinreichendem Nachdruck. Der Ort dafür ist dann insbesondere das UX-Team und die geeigneten Personen kämen aus diesem Team und/oder aus der Gruppe der User-Betreuer/innen. Gegen ein eigenes Gremium spricht auch der Aufwand und die Gefahr eines "bürokratischen Monsters".

Zudem gibt es ein prinzipielles Problem: Verliert jemand, der über die Fähigkeit verfügt, End-Nutzer/innen zu vertreten und ihre Sicht gegenüber Entwicklern zu kommunizieren, nicht automatisch die Eigenschaft "typischer Nutzer/in"? ("Das merkwürdige ist doch, sobald jemand sich im Rahmen dieser Nutzervertretung beteiligt ist er Teil der Community und man ist genau da wo man auch jetzt schon ist." Michael M.; in der Tendenz ähnlich auch Bernhard und André)

zu 3.: Worum kann es inhaltlich bei der Mitwirkung der End-Nutzer gehen? Wie könnte das Verhältnis zu anderen Beteiligten, insbesondere den Entwicklern, gestaltet werden? usw.

Ich fang' mal mit der zweiten Frage an, da hier die Positionen sehr weit auseinander gehen. Die Extrempunkte sind: Bedürfnisse der (End)-Nutzer sind wenn nicht entscheidend so doch sehr wichtig (explizit von mir selbst so vertreten ;-)) bis zu: Was im Projekt tatsächlich passiert, entscheiden die Entwickler (als diejenigen, die die Arbeit machen: "Das ist gerade der Punkt der mich irritiert. Ich sehe keinerlei Ausgestaltung die das grundlegende Prinzip, dass am Ende jemand die Arbeit machen muss aushebeln kann." Michael) oder diejenigen, die die Entwickler bezahlen (Das Projekt soll sich/kann sich nicht nach den Vorstellen der Nutzer richten sondern richtet sich "Nach den Vorstellungen derjenigen die etwas dazu beitragen oder den Vorstellungen derer die andere dazu bezahlen etwas beizutragen." Michael M.). Dazwischen gibt es einiges, wobei es im wesentlichen um das Sichtbarmachen und Kommunizieren der Anwenderbedürfnisse geht.

Stefan W. hält die Frage offen: "Das Ziel des einzelnen Mitwirkenden kann zwar, muss aber überhaupt nicht sein, dass man ein Produkt herstellt, das möglichst vielen Endanwendern Nutzen und Freude bringt. Auf die Frage, wie stark sich das Projekt an den Bedürfnissen der Nutzer orientiert und ob es das mehr oder weniger tun sollte, ist für mich daher gar nicht so leicht zu beantworten." und verweist damit wieder auf den Kontext F/OSS-Projekt.

Zur Frage der Inhalte der Mitwirkung wurden allgemein das genannt, was im UX-Team eine Rolle spielt/spielen könnte ("Letztendlich geht es darum, die Wichtigkeit bestimmter Punkte für den Endanwender bei den Programmierern so präsent zu machen, dass diese auch Interesse an deren Umsetzung haben." Bernhard), außerdem
- "Probleme und Wünsche der "typischen End-User"" (André)
- Feature-Requests, darunter "Makro-Unterstützung von Excel" und "ein eigener Mail-Client"
- (seit Jahren offene) Bug-Reports

Soweit erstmal die Zusammenfassung - ich hoffe, ich habe niemanden übersehen und keinen wichtigen Punkt ausgelassen.

Fazit:
Nun: noch gebe ich nicht auf - allerdings sehe ich, dass die Form(en) der End-NutzerInnen-Vertretung der weitere Diskussion bedarf.

Wichtig: Selbstverständlich müssen Aufwand und Ertrag in einem wirklich angemessenen Verhältnis stehen und jeder bürokratische Overhead vermieden werden, dass können wir uns wirklich nicht leisten. Zudem: Selbstverständlich bin ich selbst bereit mich in diesem Bereich - über das Schreiben langer Mails hinaus ;-) - zu engagieren. Mir ist aber trotz einschlägiger Andeutung immer noch nicht klar, was in dieser Hinsicht sinnvoll und zielführend ist/sein könnte. [NB @Bernhard: Ich lesen schon seit längerem die Design-Liste mit. (Und ich weiß auch, dass UX Christoph ein entscheidendes Anliegen ist.) Zugegeben: vieles auf der Liste überfliege ich nur, manches lese ich gar nicht. Auch ist mir nicht wirklich klar, was hier wichtig ist und was sich an Wichtigem vielleicht auf der Liste nicht widerspiegelt. Mein Eindruck ist allerdings, dass UX so gut wie keine Rolle spielt, diskutiert (und bearbeitet?) werden Design-Themen im engeren Sinne.]

Ein weiterer Punkt: Offensichtlich verweist das Thema "Berücksichtigung von (End)-Nutzer-Bedürfnissen" bei F/OSS-Projekten auf prinzipielle Fragen oder gar Schwierigkeiten. Ich weiß, dass es (viele?) Entwickler gibt, die bei F/OSS-Projekten gerade deswegen mitmachen, weil sie in Bezug auf das "was" und "wie" dessen, was sie entwickeln/programmieren ihren eigenen Vorstellung folgen können. Ich weiß auch, dass LibO (oder auch OOo) noch ein paar zusätzliche Besonderheiten/Schwierigkeiten aufweisen, wie Herkunft aus closed source, schiere Größe des Programms wie des Projekts, ausgeprägte "Konkurrenz" zu ähnlichen, auch kommerziellen, Programmen etc. Als Extremposition könnte man hier formulieren: F/OSS-Programme, die sich an End-Nutzer richten, sind unmöglich (oder sie erfordern mündige Anwender, die (zumindest potentiell) bereit und in der Lage sind, Beiträge zu leisten, die sie für die Aufnahme in die Community qualifizieren - das sind aber größtenteils nicht die End-Nutzer, die in dieser Diskussion gemeint sind).

Gerade deswegen und mit Blick auf die neue Konkurrenz (z.B. Dienste wie google docs oder neue Endgeräte) scheinen mir neue Wege angesagt, die sich sicher nicht auf "Votings über Feature-Requests" beschränken können. Ich denke da eher an Formen der Partizipation und Kommunikation, in der beide 'Seiten', Entwickler wie Nutzer, eine aktive (im Idealfall: gleichberechtigte) Rolle spielen. Gegenseitiges Verständnis und "Überzeugung" sind hier die entscheidenden Stichworte. Allerdings scheint auch mir selbst das gerade, nach allem was geschrieben und diskutiert wurde, sehr idealistisch ;-) Zumal es eine Änderung der Prinzipien bedeutet, ist also ein langfristiges Ding ...

Thematisch/inhaltlich denke ich da auch eher an die langfristige Ausrichtung und grundlegende Entscheidungen, und weniger an die täglich Arbeit. Deswegen wollte/will ich ja auch eine Vertretung/Repräsentation in der TDF. Vielleicht hilft ja eine Metapher: In der Frühzeit des Automobils musste jeder Autofahrer auch mehr oder minder Automechaniker sein, das war sogar Bestandteil der Führerscheinprüfung. Dann gab es eine lange Zeit, in der Autos immer "nutzerfreundlicher" wurden. Mittlerweile kann praktisch jede/r Autofahren (lernen) und nur noch die wenigsten verstehen, was dabei vor sich geht (oftmals werden auch in der Werkstatt nur noch Module gemäß Computerdiagnose ausgetauscht - ob das wirklich nutzerfreundlich ist, steht auf einem anderen Blatt ;-)). Aber: In Bezug auf SW befinden wir uns aus meiner Sicht derzeit mehr oder minder am Ende der Zeit des Autofahrer=Automechaniker-Daseins. Deswegen scheint mir das "wie" des nutzerfreundlicher Werdens ganz entscheidend (oder alternativ die Entscheidung, dass sich LO nur an bestimmte Zielgruppen richtet).

Dies nochmal als Diskussionsbeitrag.

Viele Grüße
        Irmhild



--
Informationen zum Abmelden: E-Mail an discuss+help@de.libreoffice.org
Tips zu Listenmails: http://wiki.documentfoundation.org/Netiquette/de
Listenarchiv: http://listarchives.libreoffice.org/de/discuss/
Alle E-Mails an diese Liste werden unlöschbar öffentlich archiviert

Context


Privacy Policy | Impressum (Legal Info) | Copyright information: Unless otherwise specified, all text and images on this website are licensed under the Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 License. This does not include the source code of LibreOffice, which is licensed under the Mozilla Public License (MPLv2). "LibreOffice" and "The Document Foundation" are registered trademarks of their corresponding registered owners or are in actual use as trademarks in one or more countries. Their respective logos and icons are also subject to international copyright laws. Use thereof is explained in our trademark policy.