Am 02.07.2017 um 11:10 schrieb Michael Höhne <mih-hoehne@web.de>:
Hallo Wolfgang, *
Ein Stengel/Stängel ist was ganz anderes als eine Stange. Oder hast
Du schon mal jemanden von einer 'Blumenstange' reden hören? Oder
einem Fahnenstengel? *Wenn* überhaupt, dann würde ich es einem
krankhaften Pedanten vielleicht noch zugestehen, sich über die
Lautveränderung bei der Verkleinerungsform von 'Stange' ('Stänglein'
oder 'Stängchen') auf zu regen, aber doch bitte nicht über den Namen
einer völlig unabhängigen anderen Sache.
Bei der Rechtschreibreform wurde einiges geändert, was auch mir seltsam
aufstößt. Es ist aber eine Tatsache, dass viele Leute einen "Stängel"
als Verkleinerungsform von "Stange" sehen. Die Rechtschreibreform kommt
vielen solcher "volksetymologischen" Ideen entgegen. Das kann man von
halten was man mag...
Sich einer Reform aber auf Biegen und Brechen zu verweigern, ist aber
auch nicht sinnvoll: Sprache ändert sich! Es schreibt auch niemand mehr
"sey" statt "sei". Und die Idee "das" von "dass/daß" zu unterscheiden
war ursprünglich auch nur eine Modeerscheinung.
Ich möchte aber hier auch gar nicht weiter streiten, sondern lediglich
darauf hinweisen, das es um das große "ẞ" ging. Und auch da bitte ich,
mal die Entwicklung des Alphabetes im Auge zu haben: Ursprünglich gab
es keine Groß/Klein-Schreibung. Es gab zuerst Alphabete, die zum
Einmeißeln bzw. Einritzen geeignet waren. Dazu kamen dann entsprechende
Alphabete, die sich zum flüssigen Schreiben auf entsprechenden
Medien eigneten, wobei zur schnelleren Schreibung diverse Ligaturen und
Varianten eingeführt wurden. Diese Entwicklung ist mehrfach so
abgelaufen: Man schaue sich den Weg vom phönizischen über das
griechische und lateinische zum deutschen Alphabet mal genauer an.
Irgendwann hat dann jemand die Idee gehabt, diese Inschrift- und
Handschrift-Alphabete zu mischen, indem bestimmte Wörter (wie z.B.
Namen) oder Satzanfänge mit einem Großbuchstaben hervorzuheben.
Insofern ist auch dies eine "Modeerscheinung, die später als
verbindlich beibehalten wurde. Sie Unterstützt nämlich das Erkennen
ganzer Wörter, was den Lesefluss beschleunigt: Niemand liest
einzelne Buchstaben (Ausnahme: Anfänger). Dabei wurden dann auch die
Umlaute in die Großbuchstaben überführt.
Für Beschilderungen, Inschriften und einige weitere Zwecke wird
weiterhin die reine Großschreibung verwendet. Dies ist z.B. auch beim
maschinellen Lesen von Texten nützlich, da es den Aufwand bei der
Erkennung verringert: Man muss weniger Glyphen erkennen. Zudem sind
diese einfacher strukturiert. Und eben da fehlte eben bisher das große
"ẞ". Warum sollte es, wie mit den Umlauten geschehen, _nicht_ als
Groß"buchstabe" ins Alphabet aufgenommen werden?
Das Beispiel "MASSE"/"MAẞE" hatte ich bereits angeführt. Das ist ebenso
stichhaltig wie das Argument für Groß/Klein-Schreibung "Weg/"weg" das
dort immer wieder genannt wird!
Ob das "ß/ẞ" heutzutage noch "Sinn" macht, will ich gar nicht
entscheiden. Theoretisch könnte man sogar auf Umlaute verzichten, ich
könnte auch mit "Hoehne" leben ;-) Und die ganzen sinnlosen
Umlaut-Domains könnte man auch wieder einstampfen...
Wenn man es aber weiterhin verwenden soll, dann ist ein großes "ẞ"
sicher keine Katastrophe, sondern konsequent!
Zum Abschluss: Es geht nur um die _amtliche_Rechtschreibung_! Im
privaten, darf jeder schreiben, wie ihm der Schnabel... ähh.. die Feder
gewachsen ist! Das ist eine Freiheit, die man sich bewusst nehmen kann.
ich bin z.B. kein Freund der "eMail" oder "E-Mail". Bei mir heißt das
"Email", solange ich dass nicht unbedingt "korrekt" schreiben muss ;-)
Viel schlimmer finde ich typographische Katastrophen, die immer
stärker einreißen: So wie das Erstellen langer _Lese_texte, mit
Schriften ohne Serifen. Das erschwert die Worterkennung und damit den
Lesefluss. Dann die zu kleinen Zeilenabstände, und ...
Was ist dagegen ein großes "ẞ" ;-)
Gruß,
Michael
--
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