Hallo Johannes,
zeitlich bedingt leider nur eine Kurzfassung einer Antwort auf Deine
Fragen:
* Das Mission Statement auf der TDF-Seite beschreibt das Vorgehen
der ursprünglichen Gruppe, welche eine Foundation etablieren
wollen ("Our mission ... within the next few months"). Diese
Foundation wird eigene Ziele definieren und verfolgen - und das
zusammen mit der ganzen Community.
* TDF wird Strukturen schaffen, um gemeinsam und unabhängig an
Software im Sinne von Open-Source arbeiten zu können. Das lässt
sich nur mit der Community selbst bearbeiten (siehe
Bylaws-Entstehung). Die Strukturen selbst sind aber unabhängig
davon, welche Art von Dokumenten zentrierter Software entwickelt
werden kann. Derzeit ist das natürlich ...
* LibreOffice ist _die_ Software für und mit der Community, welche
derzeit die höchste Priorität genießt. Immerhin ist die
Codebasis sehr erfolgreich und bietet uns allen eine gute
Ausgangsbasis für viele weitere gute Ideen (die wir nicht
ausschließen, logisch).
* Die Community, die bisherigen Entwickler und die Software selbst
(in ihrer Verbreitung) haben Außerordentliches geleistet. Daher
gilt für das Genannte im Mission-Statement ganz oben: "building
on the solid achievements of our first decade". Somit sind keine
unüberlegten und radikalen Änderungen angedacht :-)
Stattdessen ...
* Die Community hat die Verantwortung (bzw. lässt sich diese kaum
nehmen *G*) über die Zukunft von LibreOffice zu bestimmen. Daher
werden die Ziele gemeinsam erarbeitet - das braucht natürlich
etwas Zeit. Denn ...
* Eine große Anwenderbasis kennt die Fähigkeiten unserer Community
nicht - warum soll man uns trauen, dass wir Software entwickeln
und verfügbar machen können? Und viele derjenigen, die beitragen
wollen, möchten bei kleinen Verbesserungen nicht erst auf eine
langfristige Roadmap warten. Also wird an LibreOffice 3.3
gearbeitet - unserer aller ersten Version.
Passt das so? Aus meiner Sicht ist das recht schlüssig, auch wenn die
Informationshäppchen aktuell recht verstreut sein mögen ...
Bezüglich der "Trennung" von Software / Community. Tatsächlich hat es in
der Vergangenheit viele Unsicherheiten gegeben, was denn nun genau wozu
gehört (Außensicht Firmen, Endanwender). Ich persönlich stehe voll
hinter den Ideen von TDF - meine Arbeit dient jedoch weiterhin meiner
"Lieblings-Office-Suite" :-) LibreOffice Community, sozusagen.
Aber noch eine Bitte an Dich: Ich persönlich habe mich am Grundtenor
Deiner Mails mit "TDF/LO mit halber Mission?" oder "TDF/LO on a wrong
way?" gestört. Aus meiner Sicht verringern neutralere Fragen die
Antwortzeit :-)
Andersherum finde ich es aber sehr sehr gut, dass Du Dich mit den Zielen
kritisch auseinandersetzt. Das ist in der nächsten Zeit ziemlich wichtig
- dennoch sollte aktuell das "LibreOffice 3.3 Release" die tendenziell
hohe Prio haben. Naja, meine Meinung.
Liebe Grüße,
Christoph
Am Mittwoch, den 15.12.2010, 14:48 +0100 schrieb Johannes A. Bodwing:
Hallo Leute,
ich versuche immer noch Klarheit reinzukriegen, was TDF/LO ist und
macht. Und irgendwas haut da nicht richtig hin.
Hier mal, wie es sich für mich derzeit darstellt:
TDF hat eine Mission (s. Website von TDF). Die beinhaltet, in Kurzform:
eine offene und unabhängige ... Community, bzw. die Entwicklung
(evolution) der OOo-Community in eine solche neue Form. Der Grund sind
"contributers, users, supporters" usw. Aber welche User? Von was? Wer es
nicht schon weiß, erfährt es nicht oder muß suchen.
Die Software kommt irgendwie als Anhängsel rüber, z.B. auf der Home-Site
der documentfoundation.org. Da taucht bei "Welcome ..." im 3. Absatz am
Ende auf: "... will deliver the best software for users."
Welche Software? Das kommt weiter unten. Und da steht auch, daß TDF "...
is proud to be the home of LibreOffice ...". Und wer macht LO, wenn TDF
nur das Home (home = Heimat, Heim, Heimstatt ...) dafür ist?
Es geht also bei der TDF-mission vorrangig nicht um eine Office Suite
etc., sondern um die Strukturen etc. der Community. Denn die Software
taucht in der "mission" selbst nicht auf, die Software heißt ja nicht
"The Document Foundation" sondern LibreOffice (und sollte ursprünglich
als OOo fortgeführt werden).
Wo früher "OOo" für Software und Community stand, gibt es jetzt allein
von der Begrifflichkeit her eine klare Trennung, die sich (anscheinend)
auch in der "mission" spiegelt.
Demnach hätten wir zum jetzigen Zeitpunkt Folgendes (und grob dargestellt):
~ eine Foundation mit maßgeblicher Zielsetzung "Community-Evolution";
~ diese Foundation mit obiger Zielsetzung bringt eine Software heraus,
LO, obwohl das nicht als das wesentliche Ziel/Mission definiert und
festgelegt ist; es wird womöglich aus "Gewohnheit" vorausgesetzt, daß
dem so ist;
~ was diese Software sein soll ist noch nicht klar definiert, evtl. da
es (vorerst) die Fortsetzung der OOo-Suite ist/war
~ wie es auf der englischen discuss-Liste rüberkommt, werden die Ziele
von/für LO noch festgelegt
~ demnach kommt LO (bald?) als finale Version heraus, danach wird
überlegt, was mit LO eigentlich anvisiert wird
~ aber laut "mission" hätte TDF damit nicht so viel zu tun, denn TDF hat
sich vor allem den "Bau" der Community als Ziel gesetzt
Blickt da noch jemand durch?
Kann man auf dieser verwaschenen Grundlage ein global erfolgreiches
Projekt aufbauen?
Warum nicht klipp und klar die Dinge festzurren? z.B. (jetzt auf die
Schnelle und ziemlich allgemein gefasst):
TDF setzt sich zum Ziel, eine freie und unabhängige Community aufzubauen
... auf der Basis dieser Community wird die Office-Suite
weiterentwickelt und verbessert ... damit ... usw.
Denn es gehört doch beides zusammen. Oder sehe ich da was falsch?
sich mit immer größerer Verwirrung herumschlagend,
Johannes
--
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