Hallo,
Bernhard Dippold schrieb:
Formaler Ausdruck ist das sich die bevorzugten Lizenzen von
TDF und Apache entgegenstehen, gleichzeitig aber Ausdruck der
verschiedenen Aufassungen von Freiheit sind - einerseits der
Zwang zur Freiheit im goldenen Käfig im Sinne der FSF,
andererseits die Freiheit die auch die Freiheit der anderen
achtet im Sinne BSD-artiger Lizenzen.
Und hier muss ich Andres Recht geben: Diese stark gewichtete
Antwort kann als "flaming" verstanden werden:
Die Lizenz von OOo ist LGPL
Richtig, nur ist ja nicht aller Tage Abend.
- eine freie Lizenz (auch im
Sinne der FSF), die auch kommerziellen Nutzern und
Weiter-Vertreibern die Möglichkeit einräumt, ihre
kommerziellen Codeanteile mit dem Code zu verbinden, ohne
gleich ganz darin aufzugehen.
Dies als "goldenen Käfig" im Sinne der FSF zu deuten, ist in
meinen Augen mehr als nur einseitig.
Ich rede nicht in Zusammenhang mit der Lizenz LGPL vom goldenen Käfig sondern bezüglich der von der
FSF bevorzugten GPL. Außerdem rede ich von der Doppelzüngigkeit der FSF die Angst vor wirklicher
Freiheit des Wettbewerbs hat, denn gleichzeitig erkennt man die Apache-Lizenz an, wenn aber konkret
wird spricht man sich einseitig für eine Lizenz aus (hier im Konkreten also LGPL).
An dieser Stelle braucht man auch nicht über Freiheit zu reden, denn zwei Lizenzen als frei
anzuerkennen und dann ein Programm nur deshalb zu bevorzugen das unter einer bestimmten dieser 2
Lizenzen steht, ist einfach nur unehrlich und ist eigentlich ein Mißbrauch der eigenen Position,
denn in einer Welt die zwar gottseidank nicht mehr alleinig von propritärer Software beherrscht
ist, aber in weiten Teilen dominiert, sollte es eigentlich Wichtiges geben als die eigenen
Verbündeten in Verbündete erster und zweiter Klasse zu sortieren.
LibreOffice lizensiert die neuen Code-Beiträge zusätzlich
unter MPL. Diese Lizenz wurde soweit mir bekannt ist, gerade
für Unternehmen wie IBM eingeführt, da diese mit der
Mozilla-Lizenz Erfahrungen haben und es auch positive Signale
für eine Weiterentwicklung unter dem Lizenzmodell LGPL3+ /
MPL gegeben haben soll.
Und das ist doch auch in Ordnung.
Irgendwie scheinst Du generell ein Trauma zu haben das wenn ich etwas kritisiere ich dann gleich
alles für schlecht hielte. Ich habe in meinen Aussagen lediglich ein Teilgebiet im weiten Spektrum
LO/TDF kritisiert, zu dieser Kritik allerdings stehe ich.
Darüber hinaus, darf ich Dir (beispielsweise) folgende Einschätzungen sagen:
technisch finde ich LO prima, die Community ist so aktiv das man den Hut ziehen kann und die PR hat
sich in den letzten Monaten dermaßen gut entwickelt das ich wirklich beeindruckt bin (und damit
meine ich ausdrücklich keine 'heiße Luft' sondern zielgerichtete, wirkungsvolle PR)
Dass Oracle sich geweigert hat, den bisherige OOo-Code (auch)
unter diese beiden Lizenzen zu stellen
WO ist das nachlesbar? Eine "Weigerung" ist sicherlich etwas völlig anderes als bestimmte Dinge
einfach nicht zu tun, weil man sie nicht im eigenen Fokus hat.
Und traue Dich bitte nicht mich irgendwie in die geistige Nähe von Oracle zu rücken - denn ich habe
mir Oracles Geschäftpolitik nichts gemein, faktisch sowieso nicht, aber auch nicht im Geiste.
Erstmals seit der Freigabe des OOo-Codes durch Sun haben
jetzt (bzw. in Zukunft, wenn AOO von allen LGPL-only Teilen
befreit ist und dann wieder als OfficeSuite
funktioniert) kommerzielle Anbieter die Möglichkeit, ohne
Einzelverhandlungen mit dem Rechteinhaber (durch Joint
Copyright Sun bzw. Oracle) den OOo-Code zu verwenden, ohne
sich um eine Beteiligung an der Community oder Verbesserung
des Original-Codes kümmern zu müssen.
Und das nenne ich Freiheit - nämlich Freiheit die auch die Interessen der 'Gegenseite' achtet, auch
wenn sie viuelleicht den eigenen Interssen entgegenstehen, das hat allerdings viel mit Verständis
von libertärem Denken zu tun und weniger mit der einseitigen Weltsicht von Stallman-Freunden.
Das Problem damit 'gute Dinge' zu tun ist nämlich meist das richtige Maß zu halten, denn
Übertreibung des Guten führt dann häufig zum Schlechteren und eben nicht zu noch mehr Guten.
Jetzt zu einem Nebenschauplatz, den Jörg als "Beweis" für
eine Richtungsänderung der TDF ins Feld führt (und die klare
Richtungsänderung zu AOO unter den Tisch kehrt):
Ich habe mich zur Richtungsänderung unter Apache garnicht geäußert.
Du kannst aktuell gerne auf de-dev nachlesen wie ich dort Teile des Vorgehens von Apache/OOo
kritisieren und du kannst genauso gerne auf der/den Listen von Apache/OOo nachschauen das ich dort
nicht einmal aktiv bin.
Und warum das so ist kann ich Dir ganz einfach sagen, ich habe im Kopf kein schwarz-weiß Schema und
ganz sicher ist meine Kritik an LO/TDF kein Automatismus mich einseitig Apache/OOo in kritikloser
Freudigkeit zuzuwenden.
Für TDF wird es eine Trennung geben: Freie Lizenzen (soweit
mir bekannt ist, werden hier alle freien Lizenzen möglich
sein, nicht nur FSF-konforme) auf der "normalen"
Extensions-Site, für kommerzielle und nicht-freie Lizenzen
ist eine Marktplatz-Seite angedacht, die dann auch eine
Bezahl-Funktion beinhalten soll.
Das ist ja dann quasi noch schlimmer als bei der FSF denn selbst diese diskriminiert keine
kommerziellen Extensions solange sie unter freier Lizenz stehen.
Ich weiß von keinerlei Veto-Recht des FSF über die
Extensions, die im LibreOfifce-Repository angeboten werden
sollen - und ich kann mir nicht vorstellen, dass das jetzige
Steering Committee oder ein zukünftiges Board of Directors
hier so weitgehende Zugeständnisse machen würde.
kein Kommentar
Der Kurs der TDF ist hierbei sicherlich auch nicht bestimmt
durch 'gefühlmäßiges'
Vorgehen der Gründer, sondern ist eher planmäßig und zielgerichtet,
wie inzwischen jeder erkennen kann der die Geschehnisse verfolgt.
Das ist inhaltlich wiederum völlig richtig: Keiner der
Gründer wird so blauäugig gewesen sein, um mit einer rein
"gefühlsmäßigen" Strategie die OOo-Community in eine Zukunft
zu führen, bei der die Abhängigkeit von einem einzelnen
Hauptsponsor reduziert werden sollte und für den Fall der
Aufgabe von OOo durch Oracle das Loch einer fehlenden
Infrastruktur abgefedert werden könnte.
Deine unterschwellige Behauptung, diese Planungen gingen in
die Richtung der FSF
(Ziel: GPL mit viraler Verbreitung des "wahren" freien
Codes), sind aber in meinen Augen völlig aus der Luft
gegriffen.
Ich habe persönlich mit Leuten gesprochen die einem bestimmten Spektrum der FSF nahestehen (denn es
wäre auch verkürzt so zu tun als bestünde dort alles nur aus 'Gleichdenkern')... und behaupten tue
ich hier garnichts außer das ich Dir sage wenn ich (vergleichweise) Frösche quaken höre weiß ich
das der Sumpf nicht weit sein kann.
Die Entwicklung von LibreOffice (u.a. mit dem
neuen Lizenzmodell LGPL3+/MPL) spriciht hier eine ganz
andere, anwender- und unternehmensfreundliche Sprache!
Du bist Unternehmer?
Ich las heute von M.Meeks ganz interessante 'Statistiken' dazu wieviel Code man aus LO rausgeworfen
und wieviel man dazu getan hat (ein wenig komisch fand ich zwar das nirgens eine Kategorien 'von
go-oo übernommener Code' auftauchte aber sei es drum), vielleicht finde ich mal in 2 oder 3 Jahren
Zeit zu analysieren wie sich die Interessesgruppen der einzelnen Office-Suiten zusammensetzen, denn
von Code versteht sicher M.Meeks mehr als ich aber Fragen was Unternehmen mögen liegen dann schon
auf meiner Linie als Betriebswirt.
Gruß
Jörg
--
Informationen zum Abmelden: E-Mail an discuss+help@de.libreoffice.org
Tips zu Listenmails: http://wiki.documentfoundation.org/Netiquette/de
Listenarchiv: http://listarchives.libreoffice.org/de/discuss/
Alle E-Mails an diese Liste werden unlöschbar öffentlich archiviert
Context
- Re: [de-discuss] TDF und Apache (continued)
Privacy Policy |
Impressum (Legal Info) |
Copyright information: Unless otherwise specified, all text and images
on this website are licensed under the
Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 License.
This does not include the source code of LibreOffice, which is
licensed under the Mozilla Public License (
MPLv2).
"LibreOffice" and "The Document Foundation" are
registered trademarks of their corresponding registered owners or are
in actual use as trademarks in one or more countries. Their respective
logos and icons are also subject to international copyright laws. Use
thereof is explained in our
trademark policy.