Moin Jörg,
IANAL, aber eine Bitte um Erläuterungen und Fakten.
On Friday 18 February 2011 02:31:02 Jörg Schmidt wrote:
[...]
OOo ist nur
(noch) ein unter freier Lizenz stehendes Produkt.
Selbst technisch ist OOo mehr denn es verfügt neben der freien Lizenz über
eine zentrale Rechtswahrnehmung/Absicherung durch das SCA. Nur weil dieses
SCA nicht in Händen einer unabhängigen Organisation liegt ist sein
rechtsformaler Wert für die Code-Basis überhaupt nicht gemindert.
Es wäre gut und es währe eine effektive Verteidigung der Freiheit wenn LibO
das ebenfalls erkennen würde und sich für ein verbindliches CA oder
Ähnliches (z.B. http://fsfe.org/projects/ftf/fla.de.html) entschlösse, denn
Freiheit will verteidigt sein. Aus purer Ehrfurcht und Anstand werden
beispielsweise Gegner freier Software oder Patenttrolle nicht vor LibO Halt
machen falls ihnen ein zukünftiger Angriff auf das Projekt wirtschaftlich
oder anderweitig vorteilhaft erschiene.
Welcher tatsächliche Angriff wäre denn zu befürchten? Praktische Beispiel wären
in so einer DIskussion glaube ich ganz hilfreich. Denn Softwarepatente sind
broken by design und gehören abgeschafft. Sich eine Struktur zu suchen, die
einem andere Nachteile bringt, um zu hoffen diesen Irrsinn irgendwie begegnen
zu können wird immer fehlschlagen. Vor kaputten Rechtssystemen in einzelnen
Staaten schützt einen gar nichts.
Ich habe in der Diskussion noch von keinem freien Projekt gehört, dass von
"Gegnern" zerstört wurde weil es fahrlässiger weise auf einen CA verzichtet
hat.
Genausogut entwickelt sich Freiheit umso besser je flexibler man einheitlich
und kraftvoll handeln kann, beispielsweise in der Frage das es sich
zukünftig vielleicht sinnvoll erweisen könnte LibO unter eine andere Lizenz
zu stellen, auch hierfür wäre eine gemeinsame Rechtswahrnehmung in Form
eines CA nur förderlich.
Welchen Leidensdruck gibt es, wenn man Code unter der LGPLv3+ annimmt? Ich
denke es ist unbestritten, dass ein wie auch immer geartetes CA mindestens
durch den administrativen Overhead eher Leute von Code contributions abhält
als ohne. Wie man in einer Abwägung wenn man den Punkt Lizenz betrachtet einen
Vorteil bei einem CA finden kann verstehe ich nicht. Mir kommt dabei nur in den
Sinn die Möglichkeit auf eine unfreiere Lizenz zu wechseln.
Freiheit will insgesamt immer auch geschützt und wirkungsvoll verteidigt
sein (denn sonst läuft sie Gefahr zur reinen Vokabel zu verkommen) und über
diesen Schutz denkt man vernünftigerweise rechtzeitig nach.
Rechtsverletzungen an seinem Code sollte auch jeder Urheber selber entgegnen
können, dazu braucht er kein CA unterzeichnen.
Freiheit gilt es 'zu tun' und wer sich allzu sicher im Besitz der Freiheit
wähnt läuft Gefahr sie zu verlieren.
Ich verstehe ehrlich gesagt diese Schärfe der Diskussion nicht. Die wenigsten
Beiträge und Artikel die ich dazu gelesen habe, auch von CA Befürworten, sehen
bei einem Verzicht auf einen CA die Welt untergehen und ich glaube es ist am
Ende auch ein wenig eine Stilfrage, weil die realen _nachweisbaren_ negativen
Auswirkungen eines Verzichts eher marginal und theoretisch sind. Immerhin
überleben eine Menge Projekte auch ohne CA ganz gut. Sollte man am Ende zu
Entscheidung für eine Art CA an die FSFE kommen, meinetwegen. Nur diese "Wir
brauchen einen CA sonst werden wir alle sterben" Haltung geht mal gar nicht,
das hat etwas von FUD von innen.
Eines interessiert mich am Ende dann aber noch. Was ist eigentlich mit dem
alten SUN/Oracle Code, der wäre wenn man jetzt einen verpflichtenden CA
beschließt davon wohl nicht betroffen, oder?
Gruß,
Michael
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