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Hallo Guido,

auch ich komme aus der TeX-Welt. Ich hatte von 2002 bis 2017 den Topic
Index zum TeX Catalogue gepflegt und auch sonst ne Menge zu dem Thema
publiziert, um 2009 herum auch im Zusammenhang mit OOo. Eine Rückmeldung
dazu gabs nur sehr, sehr selten. Eine Handvoll Hinweise zum Topic Index.
Aber das macht nichts, denn die Systematik, die ich entwickelt hatte,
wird weiterverwendet und steckt heute (deutlich erweitert) im Webportal
von ctan.org. Man arbeitet also doch meist an etwas Bleibendem mit, und
es gibt andere, die den Staffelstab aufnehmen und weitertragen. Das ist
das Schöne an der Freien Software und allgemein an freien Inhalten,
siehe auch Wikipedia.

Zu deinem Papier kann ich wenig wirklich Kritisches anmerken. Vielleicht
ein paar Punkte, die ggf. auch für andere hilfreich sind, die öfter
Anfänger in den Gebrauch von Software einführen:

* Als Mac-Anwender ist mir viel zuviel von Unicode die Rede. Was ich
brauche (verschiedene typografische Anführungszeichen, auch dire in
Plain Text und gemischt im selben Dokument; verschiedene Strichlängen;
Auslassungspunkte), funktioniert alles durch direkte Eingabe über die
Tastatur ohne kryptische Codes. Das einzige, was sich hier lohnen würde,
um wenigstens etwas mit LaTeX gleichzuziehen, wäre, geschützte
Leerzeichen, wo es passt, durch schmale Leerzeichen zu ersetzen, z.\,B.
beim e.\,V. oder in §~157 Abs.~3 SGB\,VII. Das wäre ggf. ein
Verbesserungsvorschlag für dein Makro.

* Zum Thema "Absatz" ist mir in den Typografie-Kursen, die ich gehalten
hatte, immer wieder aufgefallen, dass die Teilnehmer/innen das
Vorlagenkonzept von Textverarbeitungen nicht soweit durchdrungen hatten
und deshalb vertikale Abstände durch mehrfaches Drücken von CR erzeugt
haben. Es wäre ggf. eine Erwähnung wert, dass Abstände zwischen Absätzen
in der jeweiligen Absatzvorlage einzustellen wären.

* Bei der "Seite" fehlen  mir Hinweise auf den Satzspiegel nach dem
Goldenen Schnitt. Ich hatte es im Kurs mit einer Handvoll Vorlagen im
Schnellhefter getestet, dieselben Hefter, dasselbe Papier, dieselben
Schriften und Schriftgrößen: Die meisten Teilnehmer/innen bevorzugten
ganz klar das Standardlayout von KOMA-Script, das sich vom Satzspiegel
her am Goldenen Schnitt ausrichtet. Auch Apple Pages lehnt sich daran
zumindest ein bisschen an, und es würde auch LibreOffice gut tun, die
Seitenränder mehr danach vorzugeben.

* Insgesamt gehst du meiner Meinung nach zu sehr von der DIN-Norm 5008
und vom Duden aus. Das sind Empfehlungen, die sich immer wieder ändern
und die leider nicht viel mit guter Typografie zu tun haben, sondern
immer noch an der alten Schreibmaschine festhalten, statt die
Möglichkeiten, die mit dem digitalen Satz möglich sind, auszuschöpfen.
Gerade LO kann durch Vorlagen und Rahmen auch gut mit DTP mithalten und
sollte deshalb auch direkt so erklärt werden. Wenn man vom klassischen
Buchdruck und vom Rahmenkonzept aus dem Desktop-Publishing her kommt,
wird man einen Text immer erst eintippen (ggf. aus einem anderen Editor
übernehmen) und dann erst layouten. Ich arbeite etwa in Writer
ausschließlich mit einer Vorlage in einer Festbreitenschrift und lasse
mir alle Steuerzeichen anzeigen. Ich entferne beispielsweise auch
mehrfache Leerzeichen, bevor ich die PDF-Fassung erstelle. Was dabei
herauskommt, hängt natürlich vom Zweck ab. Ein Handout braucht keinen
Satzspiegel nach dem Goldenen Schnitt, sondern soll vor allem möglichst
effizient auf ein oder zwei Seiten passen.

Ich finde es gut, dass es deinen Text gibt, und ich werde ihn neben dem
zehn Jahre alten typokurz von Christoph Bier
<https://zvisionwelt.files.wordpress.com/2012/01/typokurz.pdf> im Auge
behalten und empfehlen.

Hope this helps.

Viele Grüße,
Jürgen.

Am 10.09.19 um 11:11 Uhr schrieb Peter Ragosch:> Am Fri, 9 Aug 2019
18:32:03 +0200
schrieb Dischinger <dis@posteo.de>:

Hallo zusammen!

Letztes Jahr hatte ich ein Skript "Typografie und Textverarbeitung mit
LibreOffice 6.0" zur Verfügung gestellt, das seitdem unter
https://de.libreoffice.org/get-help/documentation/ heruntergeladen
werden kann.

[…SNIP…]

Viel Spaß damit!

Guido Dischinger

Hallo Guido,

Ich komme (privat) aus der TeX/LaTeX–Welt, musste mich aber (beruflich)
oft genug mit Word herumschlagen und bin von vielen typografisch
grauenhaften Texten gequält worden.

Für schnell und einmalig erstellte Dokumente nutze ich gelegentlich
LibreOffice (wegen WYSIWYG).

Dein zusammenfassender Text "Typografie und Textverarbeitung" mit
ergänzenden Erklärungen zum Sinn und zur Umsetzung der typografischen
Regeln und Vorgaben mittels LibreOffice hat mir sehr gut gefallen und
ist mit Sicherheit ein weiterer, gelungener Beitrag die Grundlagen der
Typografie der Allgemeinheit näher zu bringen.
(Obwohl ich grundsätzlich dazu neige vorangig unsere Schulen in der
Pflicht zu sehen bereits unseren Kindern Lust auf und Freude an einem
guten Schriftsatz zu vermitteln.)

Da Typografie, aber auch die Wahl der Schrift, sehr nahe an die
künstlerische Gestaltung eines Textes heranreicht, z.B. soll bei
Gedichten deren Aussage durch das Gesamtbild unterstrichen werden, gäbe
es sicher noch viel mehr zu sagen. Andererseits darf man den
(unbedarften) Leser nicht überfordern oder gar verschrecken.

Also, vielen Dank für Deine Geduld und Mühe dieses Thema als Ergänzung
für das LibreOffice-Handbuch so gelungen aufbereitet zu haben.

PS: Bei den schmalen Leerzeichen fehlt mir noch der Hinweis auf deren
sinnvolle Verwendung bei Titeln: Dr. med. Klaus Wagner
(Hier, einer einfachen Text-Nachricht geschuldet, mit "normalen"
Leerzeichen dargestellt, grausam zerrissen aussieht.)


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